Für wen ist Feldenkrais geeignet?
M. Feldenkrais selbst unterrichtete Künstler, Musiker (wie z.B.
Y. Menuhin), Tänzer, Politiker und sogenannte normale Menschen, die mit seiner Methode arbeiten wollten.
Das Ziel war immer eine bessere Ausschöpfung des menschlichen
Potentials. Die Konfrontation mit den erlebten eigenen
Grenzen und gleichzeitig die Ahnung eines besseren Gelingens
sind häufig die Voraussetzungen, einen Feldenkrais-Lehrer aufzusuchen.
Ob Sie Maler oder Musiker sind, Tänzer oder Sportler,
Angestellter, Industriearbeiter oder was auch immer - die Frage
ist immer dieselbe: entspricht mein Selbstgebrauch den Erfordernissen
und kann ich etwas erreichen, das mir im Moment noch
nicht möglich erscheint? Ob es sich hierbei um ein motorisches
Problem oder eine andere Fragestellung handelt, ist nicht
entscheidend: Bewegung ist die Grundlage unseres Denkens
und unsere Bewegung ist untrennbar mit unserer gesamten
Person verbunden. Sie müssen auch keine großen Fragen lösen
zu wollen; es reicht, zB etwas beweglicher werden zu wollen.
Entwicklung ist für jeden und zu jedem Zeitpunkt möglich.
Gibt es eine Altersbeschränkung?
Nein; die Lernfähigkeit besteht immer, egal wie alt oder jung
wir sind. Die Feldenkrais-Methode passt sich den Erfordernissen
an. Entwicklung ist für jeden und zu jedem Zeitpunkt möglich.
Ist Feldenkrais eine Art Massage?
Nein.
Ist Feldenkrais immer angenehm und leicht?
Eine interessante Frage. Auch wenn die Bewegungen in Feldenkraisstunden
in möglichst einfacher und bequemer Weise
erfolgen - Feldenkrais ist nicht immer angenehm und leicht.
Die körperliche Anstrengung in den Bewegungen wird zwar
minimiert; es ist jedoch ein Missverständnis davon auszugehen,
dass immer alles leicht und angenehm ist. Leichtigkeit bedeutet
nicht Bequemlichkeit. Neues zu entdecken kann verunsichern,
auch können unsere bisherigen Gewohnheiten sich als sehr
stur erweisen. Die Aufgabe des Lehrers ist es, neue Erfahrungen
in sicherer Umgebung zu ermöglichen. Die Methode ist sicher;
neues kann jedoch nur integriert werden, wenn sich das
Nervensystem darauf einlassen kann. Damit aber Veränderung
stattfinden kann, ist Neugier und Offenheit notwendig. Dies
kann in bestimmten Momenten auch eine Herausforderung sein.
Feldenkrais als Therapie?
Nein: Feldenkrais ist keine Therapie/Heilmethode im klassischen Sinn.
Ja: Feldenkrais kann die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung/Einschränkungen verbessern.
Moshe Feldenkrais hat seine Methode bewusst nicht als
Therapie sondern als Unterricht bezeichnet. Wichtig war ihm
hierbei ein Kontakt mit dem Schüler/Klienten auf Augenhöhe
und die Selbstverantwortung des Klienten.
Therapie war ihm zu begrenzt: "Entwicklung ist eine graduelle
Verbesserung, die keine Grenze hat - Behandlung ist ein Zurückkommen auf einen zuvor bestandenen Leistungszustand" -
M. Feldenkrais
Andererseits schrieb er, es sei erstaunlich, dass er das Wesentliche seiner Arbeit in der Praxis an Menschen mit Behinderungen entwickelt habe. Dafür gibt es gute Gründe; in der
Behandlung eines Menschen mit einem konkreten Einschränkungen musste er lernen, sehr spezifische Fragen zu
stellen. "Ich habe keine stereotype Technik, die vorgefertigt auf
jeden anzuwenden ist" - M. Feldenkrais.
Dies zwang ihn, jeden Klienten individuell zu sehen, für jeden
einzelnen sehr spezifische Lernsituationen zu schaffen und
somit seine Methode und die eigenen Fähigkeiten ständig
zu hinterfragen. Er weigerte sich hierbei jedoch, mit den Einschränkungen der Klienten zu arbeiten; die Einschränkung
interessierte ihn nicht - ihm war es wichtig, das Potential und
die Lernfähigkeit des Einzelnen zu sehen. Nicht das Defizit
definiert uns; das Potential erlaubt uns die Entwicklung.
Dieses Potential zu wecken war sein Anliegen. Dieses Potential
ist immer vorhanden - deshalb ist es aus dieser Sicht unsinnig,
zwischen Menschen mit und ohne Behinderung zu unterscheiden, da wir alle Beschrän-
kungen und gleichzeitig dieses Potential haben.
Andererseits sind besonders Menschen mit Beein-
trächtigungen gezwungen, sich mit ihren Möglichkeiten auseinanderzusetzen.
Aber gerade diese Notsituation eröffnet neue Möglichkeiten. Entwicklung findet immer dann statt, wenn wir
aufgrund der Umgebung gezwungen sind, bisherige Verhaltensweisen zu ändern. Neue Lebensräume zu erobern
setzt immer einen gewissen Druck oder eine Not voraus.
Der Erneuerung geht häufig die Krise voraus. Wenn auf den
Bäumen alles in Ordnung gewesen wäre, hätten wir uns in der
Evolution nie zu Menschen entwickelt.
So unangenehm es ist - die Krise bietet oft die Chance zu
wirklicher Veränderung. Insofern ist es verständlich, dass
M. Feldenkrais gerade mit Erkrankten oder Behinderten
Einsichten über Lernen und Veränderung erfahren hat.
Entwicklung ist für jeden
und zu jedem Zeitpunkt möglich.