Die von Moshe Feldenkrais entwickelte Methode ist eine einfache und elegante Art, die uns innewohnenden Möglichkeiten adäquater und besser zu nutzen. Feldenkrais entwickelte seine Methode in genauer Kenntnis der neurowissenschaftlichen Daten seiner Zeit. Seine Leistung war es, dass er diese Erkenntnisse praktisch anwandte und beobachtete Phänomene mit großem Überblick auswertete. Hierdurch fand er einen einzigartigen Zugang zur menschlichen Lernfähigkeit. Die Fähigkeit zu lernen ist eine grundlegende Eigenschaft unseres Nervensystems. Lernen ist das Wahrnehmen von Unterschieden. Je geringer die Anstrengung, desto größer wird die Wahrnehmung. Dies ist ein Grund, warum Feldenkraisstunden häufig im Liegen stattfinden. Auch wenn wir uns dessen nicht bewusst sind: wenn wir nur eine einzige Möglichkeit zu handeln haben, werden wir in Schwierigkeiten kommen. Es kann durchaus sinnvoll und notwendig sein die Schulter-/Nackenmuskulatur anzu- spannen, z.B. wenn wir Lasten tragen. Wenn wir diese Muskulatur jedoch ständig anspannen, wird uns das auf längere Sicht Probleme bereiten. In Feldenkraisstunden können wir lernen, gewohnheitsmäßige unnötige Muskelarbeit zu vermeiden.



Wenn dein einziges Werkzeug ein Hammer ist, wirst du jedes Problem als Nagel betrachten.
Mark Twain


Über nur eine Handlungsmöglichkeit zu verfügen, nennen wir Gewohnheit. Freiheit jedoch ist die Möglichkeit des Menschen, zwischen Alternativen wählen zu können. Wenn unsere Alternativen zunehmen, wird die Freiheit größer und gleichzeitig unser Handeln der Situation gemäßer. In der Feldenkraismethode entwickeln wir Variationen für Bewegungen und bereichern so unser Bewegungsrepertoir.

Es ist häufig so, dass wir uns nach einer Feldenkrais-Lektion größer, leichter, tatkräftiger oder einfach ungewohnt fühlen; oft ist die Aufrichtung verbessert. Aufrichtung kommt dadurch zustande, dass das Skelett und nicht die Muskeln uns tragen; dadurch werden die Muskeln frei von unnötiger Arbeit und wieder fähig, den Anforderungen des täglichen Lebens auf eine leichtere Art zu entsprechen.
Bewegung ist eng verbunden mit Wahrnehmung, unseren Gewohnheiten, Gefühlen und unseren Gedanken - es gibt keine Wahrnehmung, keine Gewohnheit, kein Gefühl, kein Gedanke und keine Idee, die nicht mit Bewegung verbunden sind. Bewegungen realisieren unser Handeln - unser Selbstbild bestimmt jedoch, welche Bewegungen und damit auch Handlungen uns zur Verfügung stehen. Das Selbstbild war für M. Feldenkrais ein zentraler Begriff. Unser dynamisches Selbstbild ist die Summe unserer Handlungsmöglichkeiten. Dies ist nicht übertragen sondern ganz real zu verstehen.
Bewegungen und Handlungen, die außerhalb unserer Vorstellung liegen oder aufgrund unserer eigenen Lebensgeschichte als nicht geeignet erscheinen, sind für uns nicht verfügbar. Wir verhalten uns gemäß unseres dynamisches Selbstbildes, d.h. der Summe unserer Erfahrungen und unser bisherigen Vorstellungen. Dieses dynamische Selbstbild hat eine körperliche Grundlage. Durch einen aufmerksamen und spürenden Umgang mit Bewegung können wir dieses Selbstbild bereichern und erweitern - das Potential hierzu ist immer vorhanden und muss nur geweckt werden. Dies ist aus meiner Sicht ein zentraler Punkt der Feldenkraismethode.